Lars Wagener ist ein erfahrener Branchenkenner und hat schon so manche Herausforderung gemeistert. Doch die aktuelle Situation bei der Laurens Spethmann Holding stellt auch für ihn eine besondere Herausforderung dar. Als Vorstandschef des führenden Tee-Herstellers Europas muss er den Tod des Firmenpatriarchen Laurens Spethmann verkraften. Trotz dieses schweren Verlustes war das Jahr 2021 für das Familienunternehmen ein gutes Jahr. Die 1634 Mitarbeiter an zwölf Standorten können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken.
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Auswirkungen der gestiegenen Energie- und Arbeitskosten auf den Endverbraucherpreis
Der Lockdown und die Pandemie haben das Geschäft der Laurens Spethmann Holding begünstigt. Doch innerhalb eines Jahres hat sich das Blatt gewendet. CEO Lars Wagener muss nun mit Lieferengpässen, Handelskriegen und Preissteigerungen umgehen.
Tee als Ritual: Entspannung und Genuss
Eine unscheinbare Firmenzentrale kurz vor den Toren Hamburgs ist der Ort, an dem das Abendblatt ein Gespräch mit Wagener führt. Bei einer Tasse Tee erzählt er, wie sich in der Corona-Zeit das Außer-Haus-Geschäft zum Konsum zu Hause verschoben hat. Dies war für sein Unternehmen von Vorteil, da Tee tendenziell mehr zu Hause als außerhalb konsumiert wird.
CEO Lars Wagener lädt das Abendblatt in die unauffällige Firmenzentrale vor den Toren Hamburgs ein. Bei einer Tasse Tee erklärt er, wie das Unternehmen von der Corona-Pandemie profitierte. Durch den gestiegenen Konsum von Tee zu Hause konnte die Laurens Spethmann Holding gute Ergebnisse erzielen.
Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Tee-Industrie
Während der Pandemie hat die Nusssparte mit Backzutaten des Unternehmens stark profitiert. Allerdings geht der Absatz jetzt wieder zurück, so CEO Lars Wagener. Obwohl das Unternehmen alles daran gesetzt hat, die Lieferkette aufrechtzuerhalten, hat es Schwierigkeiten, die Preissteigerungen weiterzugeben, was zu einem erheblichen Gewinnrückgang führen wird.
Lars Wagener, der Chef der Laurens Spethmann Holding, gibt gestörte Lieferketten als Grund für die hohen Kosten an. Durch die Pandemie und die fehlende Flexibilität in den Lieferketten seien die Bestände signifikant höher als vor der Krise. Zudem müsse alles verlässlich da sein, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen, was Kapital binde.
LSH-Chef Lars Wagener erklärt, dass die gestörten Lieferketten nicht nur zu höheren Beständen und vollen Lagern führen, sondern auch die Qualität der Produkte beeinträchtigen. Wegen der Pandemie war es schwieriger, zu den Anbaugebieten zu gelangen und Qualitätskontrollen durchzuführen. In der Lockdown-Phase konnten manche Sammler gar nicht zur Ernte kommen.
Frühstücks-Cerealien werden zunehmend teurer
Eine der wichtigen Zutaten in Früchtetees ist Hagebutte. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Hagebutte, die in Ihrem Garten wächst. Die Hagebutten, die in den Tees verwendet werden, stammen oft aus Georgien oder Chile. Aufgrund von Corona-Beschränkungen durften die Sammler zeitweise nicht das Haus verlassen, was zu Engpässen bei der Rohware führte. Obwohl Hagebutten in großen Mengen verfügbar sind, kann man sie nicht einfach drei Monate später ernten, da sie dann verderben würden. Diese Schwierigkeiten haben daher die Lieferketten für Hagebutten beeinträchtigt.
Der weltweite Mangel an Hagebutten, einem wichtigen Bestandteil von Früchtetees, hat seine Wurzeln in der Corona-Pandemie. Sammler, die normalerweise aus Ländern wie Georgien oder Chile importieren, wurden zeitweise ausgesperrt. Doch Hagebutten können nicht monatelang auf ihre Ernte warten, was zu Engpässen bei der Rohware führt.
Handelsriesen im Wettbewerb um niedrige Preise
Steigende Gaspreise belasten Unternehmen, die energieintensive Produkte wie Cornflakes herstellen. LSH kann bis zu 25 Prozent an Gas einsparen, um die Produktion aufrechtzuerhalten, jedoch wird eine Preissteigerung von über 20 Prozent bei Cerealien unvermeidlich sein. Trotz des Bemühens, die Lieferzuverlässigkeit aufrechtzuerhalten, können die Verbraucher aufgrund des Preiskampfes der Handelskonzerne zeitweise ihren Tee im Supermarkt vermissen. Auch Mittelständler sind von den Auswirkungen betroffen und müssen Gespräche mit Handelskunden führen, die zu zeitweiligen Lieferengpässen führen können.
Handelsunternehmen im Preiskrieg um Kunden
Wagener, der Manager früherer Lebensmittelhersteller wie Mars, Danone und Griesson – de Beukelaer, ist so leidenschaftlich bei dem Thema, dass er sogar seinen Tee kalt werden lässt. Er ist verärgert darüber, dass Handelsunternehmen wie Edeka, Rewe oder Aldi bei den Herstellern die Preise drücken wollen. Wagener betont, dass Verbraucher selbst entscheiden sollten, welche Waren sie zu welchem Preis kaufen möchten, ohne dass der Handel ihnen die Auswahlmöglichkeiten vorgibt. Mittelständische Unternehmen wie seines haben es schwer, wenn die Kosten nicht durch Preissteigerungen ausgeglichen werden können, um wirtschaftlich rentabel zu sein.
Tee-Firma plant Expansion in neue Anbauregionen
Die Klimakrise hat Auswirkungen auf den Teeanbau und führt zu weiteren Kostensteigerungen, berichtet OTG-Manager Wagener. Bereits jetzt sind klassische Anbaugebiete wie die indische Provinz Assam zu warm und zu feucht geworden, so dass die Anbaugebiete weiter in die Höhe wandern müssen. Doch irgendwann werde es nicht mehr höher gehen und in 50 Jahren werde es laut Prognosen keinen Tee mehr aus Assam geben. Deshalb sucht die OTG nach neuen Anbauregionen. Auch Brennnesseln werden immer knapper, die für Teeproduzenten ein wichtiger Rohwarenbestandteil sind. Aus diesem Grund hat die OTG begonnen, Brennnesseln in Thüringen anzubauen.
Teehersteller präsentiert neue Geschmacksrichtungen für den Winter
Trotz der aktuellen Rezession ist der Gründer und Geschäftsführer der Lebensmittel- und Tee-Firma LSH, Johannes Wagener, optimistisch. Er glaubt, dass die Kaufzurückhaltung der Konsumenten sich in der Lebensmittelbranche weniger auswirken wird als in anderen Branchen, da die Menschen weiterhin Wert auf eine gute Ernährung legen werden. Wagener hat jedoch auch neue Überlegungen angestellt, da er bemerkt hat, dass die Energiekrise auch die Gastronomieindustrie beeinflusst. Er hofft, dass die Menschen aufgrund des Energiesparzwangs mehr Tee trinken werden. Dementsprechend hat LSH ihr Sortiment an Wintertees komplett überarbeitet und bietet nun auch eine Fantasy-Tee-Kollektion mit Elfen, Drachen und Einhörnern an. Für die Tee-Leute in Seevetal ist es eine ständige Herausforderung, neue und innovative Ideen zu entwickeln.